Was ist das Leaky Gut Syndrom?

Was ist das Leaky Gut Syndrom?

Beim Leaky Gut Syndrom ist die Darmwand nicht mehr richtig intakt, was dazu führt, dass entzündungsfördernde Stoffe in den Organismus gelangen. Oft entwickelt sich die Erkrankung über Primärkrankheiten schleichend. Die eigentlichen Schutzmechanismen der Darmschleimhaut können nicht mehr erkennen, was aufgenommen werden sollte und was nicht, wodurch entzündungsfördernde Substanzen in den Körper gelangen. Glücklicherweise ist Leaky Gut jedoch durch Ernährungsanpassungen heilbar – denn die Darmschleimhaut ist sich ständig am Erneuern.  

 

Kurz erklärt: Was ist das Leaky Gut Syndrom?     

Die Darmschleimhaut besitzt eine riesig große Oberfläche, welche kleine Durchgänge für die Nährstoffe enthält, welche in den Blutkreislauf aufgenommen werden sollen. Damit tatsächlich auch nur die gewollten Stoffe dorthin gelangen, gibt es an den Durchgängen Barrieren. Diese sorgen dafür, dass keine potenziellen Entzündungs- und Krankheitsförderer in den Organismus gelangen. Es ist jedoch möglich, dass die Darmbarrieren durch verschiedene Einflüsse beschädigt werden und der Darm somit durchlässig für Fremdstoffe wird. Es handelt sich also um einen im Volksmunde genannten undichten Darm. 


Ein kurzer Exkurs zum Verdauungsweg

Verdauung beginnt im Mund: Wir zerkleinern mit unseren Zähnen die Nahrung, aus unserem Speichel werden ihr Enzyme untergemischt, die beispielsweise bereits komplexere Kohlenhydrate teilweise aufspalten. Auch Fettsäuren werden schon vorverdaut und die in der Mundflora enthaltenen probiotischen Bakterien schützen uns vor Pathogenen1.   
  
Durch die Speiseröhre gelangt die Mischung daraufhin in den Magen, wo durch den hohen Säuregehalt verbliebene Krankheitserreger zerstört werden und wichtige Enzyme wie Pepsin die Proteine aufspalten.
Im Dünndarm werden anschließend alle Fettsäuren mit Gallensaft emulgiert und Kohlenhydrate komplett in Einfachzucker aufgespaltet. Unverdauliche Kohlenhydrate, bekannt unter dem Namen Ballaststoffe, werden weiter an den Dickdarm abgegeben und nähren dort probiotische Darmbakterien.

Auch Proteine werden noch im Dünndarm in kleinere Einheiten, die Aminosäuren, zersetzt. Übrig bleiben also Fettsäuren, Aminosäuren und Einfachzucker. Dies sind im Endeffekt die Formen von Makronährstoffen, die unsere Darmschleimhaut resorbieren kann2.       

 

Die Darmschleimhaut: Schutzschild und Brücke für die Nährstoffaufnahme zugleich

Der Dünndarm, bzw. dessen innere Oberfläche hat eine Gesamtfläche von über 300m2, was der Größe eines Tennisplatzes entspricht. Seine besondere Form – bestehend aus mikroskopisch kleinen Ausstülpungen – macht dies möglich. Im Volksmunde werden diese Falten Darmzotten genannt, das biologisch medizinische Fachwort dafür wäre Villi. 


Jede dieser Darmzotten enthält noch kleineren Ausstülpungen, die wegen ihrer Form auch Bürstensaum genannt werden. Der Bürstensaum ist quasi die Oberfläche der Epithelzellen auf der Darminnenseite, diese Zellen sind verantwortlich für den Transport, bzw. die Aufnahme der Nährstoffe ins Blut2. Die Epithelzellen haften aneinander, ihre Kontaktstellen werden als Tight Junctions bezeichnet.
   
darmschleimhaut 
        
Die Tight Junctions dienen einerseits mechanisch, indem sie die Zellen miteinander verbinden und stabilisieren. Anderseits machen sie sich so als Barriere nützlich, so dass keine Parasiten und Schadstoffe in den Blutkreislauf gelangen können3. Ein weiteres Schutzschild befindet sich direkt vor der Darmwand, denn sie ist umgeben von einer besonderen Schleimschicht. Diese besteht aus besonderen Abwehrstoffen, welche das Eindringen von Krankheitserregern verhindern. Zudem besteht in einem gesunden Darm eine probiotische Darmflora, die zahlreiche gute Darmbakterien enthält, welche pathogene Mikroorganismen zerstören4.  

Vereinfacht erklärt könnte man folgendes sagen: An der Darminnenseite des Dünndarms gibt es kleine Durchgänge, über die lebensnotwendige Nährstoffe aus der Nahrung in den Blutkreislauf gelangen. Die Durchgänge werden von verschiedenen Mechanismen wie schützenden Mikroorganismen, einer Schleimschicht und der Struktur der Durchgänge kontrolliert.

 

Beim Leaky Gut Syndrom ist Darmbarriere ist nicht mehr richtig intakt  

Die Darmbarriere, die im letzten Abschnitt beschrieben wurde, kann durch verschiedene Einflüsse beschädigt werden. Dabei wird dann ein Teil der Schutzmechanismen oder im ungünstigsten Fall alle drei zerstört. Ohne den natürlichen Schutz können dann Stoffe in den Blutkreislauf gelangen, die dort nicht hingehören. Vor allem wenn die Funktion der Tight Junctions geschwächt wird, hat dies fatale Folgen für die Gesundheit des Darms. Genau dann wird vom Leaky Gut Syndrom gesprochen; die Darmwand ist durchlässig oder löchrig.

Ursachen für Leaky Gut

Vor allem potenzielle Allergene aus der täglichen Nahrung können den Darm reizen. Gluten, Laktose Fruktose, industriell verarbeitete Fette sowie in Hülsenfrüchten und Getreide enthaltene Antinährstoffe sind Entzündungsförderer5,6,8. Lektine beispielsweise gehören zu diesen Antinährstoffen. Besonders in Bohnen, Linsen, Erdnüssen und glutenhaltigem Getreide sind sie zu finden. Sie hemmen Verdauungsenzyme, was verhindert, dass die Makronährstoffe komplett aufgespaltet werden können.

So verbleiben sie als zu große Bestandteile und können nicht ordnungsgemäß resorbiert werden. Man kann diesem Problem jedoch entgehen, indem man Hülsenfrüchte über Nacht in Wasser mit einem Schuss Zitrone einweicht und sie am nächsten Tag vor dem Kochen gut abspült.                  
Zudem können die Belastung durch Toxine, Schwermetalle, ein Mangel an Immunabwehrzellen und Noxen wie beispielsweise Alkohol die Entstehung des löchrigen Darm fördern5.  
       
Auch bereits länger anhaltende chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa oder aber auch eine Pankreasinsuffizienz können die Darmschleimhaut, das Mikrobiom und am Ende eben auch die Tight Junctions angreifen6. Bakterientoxine, Parasiten und Medikamente können das Mikrobiom im Darm aus dem Gleichgewicht bringen6. Insbesondere Antibiotika haben dort einen gravierender negativen Einfluss, weil sie nicht nur die pathogenen Bakterien, sondern auch die uns schützenden zerstören7.    
              
Klar ist außerdem, das chronischer Stress, langanhaltende oder immer wieder auftretende Entzündungen im Mund und Amalgamfüllungen, sowie die Ernährungsweise eine große Einflussnahme auf eine intakte Darmbarriere haben9.

 

Was sind mögliche Symptome für das Leaky Gut Syndrom? 

Dadurch, dass der Darm nun durchlässig für krankheitserregende und entzündungsfördernde Stoffe wird, muss das Immunsystem ständig reagieren. Der Körper muss die Substanzen, die nun eintreten, abfangen. Irgendwann kann das Immunsystem sich durch die Überbelastung nicht mehr regenerieren: Es entstehen chronische Entzündungen6. Dies kann zu Gewichtszunahme, aber auch Gewichtsverlust und fettähnlichen Ablagerungen im Gewebe führen.
           
Aktiv spürbare Symptome sind außerdem Durchfall, Blähungen, Migräne, Verstopfung und Lymphödeme. Die Haut außen am Körper neigt auch zu Krankheitssymptomen, Akne oder Neurodermitis sind die häufigsten davon. Es kann zudem dazu kommen, dass Mikronährstoffe schlechter aufgenommen werden, womit auch eine Anämie in Folge von Eisenmangel entstehen kann. Krämpfe, Schwäche sind häufige Begleiter. Auch weitere Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien können entstehen7.    
      
Des Weiteren wurde ein Zusammenhang zwischen dem Leaky Gut Syndrom und Autoimmunerkrankungen, Depressionen und Diabetes Mellitus festgestellt8.           

 

Diagnose – wie kann festgestellt werden, ob ein Leaky Gut Syndrom vorliegt? 

Die Diagnose Tools für typische Darmerkrankungen aus der klassischen Schulmedizin wie Sonografie und Darmspiegelung sind beim Feststellen des löchrigen Darms nicht dienlich7. Es besteht die Möglichkeit, eine Blutprobe beim Arzt abzugeben, bei der festgestellt werden kann, ob das körpereigene Regulationsprotein Zonulin überaktiv ist.

Dieses Protein veranlasst die Öffnung der Tight Junctions, also der Darmbarriere. Ist es in auffälliger erhöhter Konzentration im Blut, ist dies ein Indikator für eine Glutenunverträglichkeit. Die Referenzbereiche sind jedoch nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen noch nicht genügend ausschlaggebend, was diesen Test eher unbrauchbar macht. Zudem ist Zöliakie kein zwingender Begleiter des löchrigen Darms5.    
   
Um die Leaky Gut Erkrankung festzustellen, eignet sich daher am besten eine Stuhlprobe5. Dafür muss man in Deutschland tatsächlich nicht einmal zwingend zum Arzt gehen, sondern kann direkt über darauf spezialisierte Labore ein Home Kit bestellen und die Probe dann selbst einschicken. Die Auswertung kann man dann online einsehen, über einen persönlichen Account erhält man eine ausführliche Diagnose.

Dort kann direkt festgestellt werden, ob der Darm durchlässig ist. Außerdem können Vorstufen, bzw. potenzielle Leaky Gut Syndrom Förderer rechtzeitig festgestellt werden. Beispielsweise ein Ungleichgewicht in der Darmbakterienzusammensetzung Text Mikroorganismen Link oder diverse Entzündungsmarker sind in der Auswertung der Stuhlprobe ersichtlich.

 

Behandlung, Prävention und Ernährungsweise

Das Leaky Gut Syndrom kann vor allem durch die richtige Ernährung therapiert werden. Wenn man dem Körper die richtigen Nährstoffe zuführt, dann ist er in der Lage, den Darm zu heilen und die undichten Stellen im Darm zu reparieren. Die Darmzellen sind sich nämlich ständig am Erneuern. Eine Ernährungsanpassung ist die beste und nachhaltigste Therapie für einen undichten Darm:

Potenzielle Allergene wie Kuhmilch, Gluten haltiges Getreide, industriell verarbeitete Fette sowie Convenience Food Link Artikel Convenience Food mit vielen unnatürlichen Zusatzstoffen sollten möglichst gemieden werden.

Die folgenden Lebensmittel unterstützen die Darmschleimhaut bzw. die Darmbarriere bei ihrer Therapie, sind jedoch auch präventiv empfehlenswert:

 

Fleischbrühe

Fleischbrühe wird traditionell durch das Kochen von Knochen und Knorpel von Hühnern und Rindern gewonnen. Durch das Aufkochen werden bestimmte Aminosäuren und Mineralien aus den Tierknochen freigesetzt.        
Die wichtigsten dieser Aminosäuren sind Prolin und Glyzin. Prolin und Glyzin sind entscheidend für die Herstellung von Kollagen.

Wenn der Körper nicht genug Kollagen produziert, dann wird die Haut schlaff und man bekommt Falten. Das gleiche passiert auch mit dem Gewebe von unserem Darm, es wird schlaff.
Prolin und Glyzin helfen dabei den Darm zu reparieren, damit er keine unerwünschten Moleküle durchlässt. Außerdem enthält Fleischbrühe die Aminosäure L-Glutamin. Dieses wirkt wie eine Bandage für den Darm. Fleischbrühe ist eine natürliche Therapie für das Leaky Gut Syndrom.

 

Kefir

Kefir ist eines der stärksten probiotischen Lebensmittel überhaupt. Für die Heilung des Leaky Gut Syndroms sollte Ziegenmilchkefir einem Kuhmilchprodukt vorgezogen werden, da Ziegenmilch der menschlichen Muttermilch am ähnlichsten ist und eine Kuhmilchunverträglichkeit weit verbreitet ist. Noch besser wäre tatsächlich die komplett vegane Variante: Kokosnuss Kefir, mittlerweile findet man diese Variante in ausgewählten Biomärkten.  
    
Kefir enthält spezifische Probiotika wie den Lactobacillus. Der Lactobacillus vertreibt schlechte Bakterien, Hefe und Pilze aus dem Darm und hilft dabei die guten Bakterien zu vermehren. Ein Defizit an Probiotika sollte unbedingt ausgeglichen werden, um einen undichten Darm zu heilen.

 

Fermentiertes Gemüse 

Fermentiertes Gemüse, wie Sauerkraut oder Kimchi, enthält ebenfalls Bakterien, welche die schlechten Bakterien im Darm vertreiben und das Gleichgewicht des Mikrobioms wiederherstellen.       
Zusätzlich sind die organischen Säuren jedoch der optimale Nährboden für die „guten“ Bakterien im Darm.  Sie erschaffen sozusagen eine optimale Darmumgebung, in welcher die Probiotika des Darms sprießen können.

 

Flohsamenschalen

Sie bestehen aus Ballaststoffen, die vom Darm nicht aufgenommen und als Energieträger- oder Speicher für unsere genutzt werden können. Dafür reiben sie die Darmschleimhaut, was diese dazu bringt, mehr schützenden Schleim zu produzieren. Anderseits dienen sie den guten Darmbakterien als Futter.

 

Bitterstoffe

Grapefruit, Bitterkräuter, Artischocke und Chicorée Salat enthalten verschiedene Bitterstoffe. Diese regen Enzyme im Mund an, welche die Mundflora positiv beeinflussen. Vor allem aber wird durch sie die Galle dazu angeregt, mehr Gallensäure zu produzieren, was ausschlaggebend für die Emulgierung von Fetten ist. Es ist wichtig, die bitteren Lebensmittel gut zu kauen, denn nur wenn sie von den Geschmacksrezeptoren im Mund wahrgenommen werden, werden Nervenimpulse ans Gehirn weitergeleitet, die die Galle dazu anregen.

#foodismedicine

 

 

 

 

 

 

 

Literatur 

1 Nischwitz, Dr. Dominik (2019): In aller Munde – Biologische Zahnmedizin. München: Mosaik Verlag.

2 Campbell, Neil A. und Reece, Jane B.(2015): Biologie. München: Pearson. 8. aktualisierte Ausgabe. S. 1228-1233.

3 Doccheck Flexikon: Tight Junction. [https://flexikon.doccheck.com/de/Tight%20junction; 30.10.2019].

4 Reizdarm: Darmbarriere. [https://www.reizdarm.net/lexikon/darmbarriere; 30.10.2019].

5 Schmidt, Karlheinz (2015): Das Leaky-Gut-Syndrom – Grundlagen und Labordiagnostik. Stuttgart: Hippokrates Verlag MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co.

5 Rüffer, Andreas; Eckert, Michaela & Martin, Miriam (2015): Ist der Darm noch dicht? Das Leaky-Gut-Syndrom.

7 Spiller, Wolfgang & Oldhaver, Mathias (2015): Mit hochdosierten Probiotika gegen Missverhältnisse in der Darmflora.

8 Mutschler, Dr. med. Rainer (2013): Ein Umdenken in der Medizin tut not – Mitochondrien in den Mittelpunkt stellen: Die Wege der Mitochondrialen Medizin. Speyer: OM & Ernährung. Nr. 142. F70-F72.

9 Nischwitz, Dr. Dominik (2017): Leaky Gut - die Basics - chronische Entzündung im Magen-Darm-Trakt [https://www.youtube.com/watch?v=r6ClAPCoUNA; 30.10.2019].

 

Ines Schulz
Ines Maria Schulz, geboren am 01.12.1992 in Basel, Schweiz hat auch dort den Master Of Education in Biologie und WAH abgeschlossen, womit sie den Grundstein für das Verständnis von Physiologie und Anatomie sowie Ernährungslehre gesetzt hat. Zudem ist sie ausgebildete Sportlehrerin für die Grundschule. Seit zwei Jahren ist sie Coach bei MTM Personal Training, dem erfolgreichsten Personal Training Studio in Berlin. Dort unterstützt sie täglich Kunden, die ihr maximales Potential bezüglich mentaler und physischer Gesundheit und ihrer Leistungsfähigkeit ausschöpfen möchten. In Kooperation mit Ärzten wie Dr. Dominik Nischwitz und einem Labor für Darmgesundheit sowie dem ständigen Austausch im Team kann sie ihre Kunden optimal über Training, Ernährung, Mikronährstoffe und Lifestyle beraten. Für MTM hat sie bereits ein Frühstücksbuch und einen grossen Teil eines Lifestyle Booklets verfasst. Zudem schreibt sie wöchentlich den Newsletter, in dem Ernährungstipps und von ihr kreierte Rezepte veröffentlicht werden. Ines hat bei verschiedensten erfolgreichen Coaches und Fachpersonen Seminare und Zertifikate absolviert und erweitert stetig ihre Kompetenz. Für Supz Nutrition ist die junge Trainerin seit Januar 2019 mit dem Verfassen von Blogartikeln aktiv.

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