Johanna:Simon, wie bist du eigentlich zum Kugelstoßen gekommen und wann war für Dich klar, dass du diesen Sport professionell machen möchtest?
Simon:Das reine Kugelstoßen mache ich seit ich 19 bin. Mit 9 Jahren habe ich damals mit Leichtathletik angefangen, wie auch mein Vater in seinen jungen Jahren. Das habe ich durchgängig gemacht bis ich 18 war, wobei ich aber auch schon fast immer viel Kugel gestoßen habe. Ich war aber nie nur hierauf fixiert, sondern immer im Mehrkampf unterwegs. Hier bin ich eigentlich alle Disziplinen einmal durch bis ich dann hauptsächlich bei den Wurfdisziplinen war und letztendlich beschlossen habe, mich auf das Kugelstoßen zu fokussieren. Ich merkte zu dieser Zeit auch, dass ich in diesem Bereich ein besonderes Potenzial habe. Mit 17/18 Jahren ist mir dann der Gedanke zum Profisport gekommen, da mir bewusst wurde, dass ich die ganze Energie die ich habe auch tatsächlich in die Kugel setzen kann. Sozusagen wurde mir klar, ich kann mein ganzes Talent in der Kugel entfalten.
Johanna:Hat sich mit dieser Entscheidung dann nochmal was für dich verändert?
Simon:Klar. Eigentlich begann dann erst die harte Phase. In der Männerklasse hast du neue Gewichte (beginnend bei 7,5 Kilo) und Du musst deutlich mehr trainieren als vorher. Bevor ich mich rein auf das Kugelstoßen konzentriert habe, war ich gar nicht so fleißig und hier musste ich dann natürlich etwas ändern; habe auch den Trainer gewechselt. Mit ihm habe ich dann viel an mir gearbeitet und war relativ schnell die Nummer Zwei in Deutschland. Die letzten drei Jahren waren schon harte Arbeit. Es ist einfach ein Unterschied, wenn du dich dann nur noch auf die Kugel fokussierst und langweilig ist es definitiv auch nicht (lacht).
Johanna:Gab es in dieser Phase dann auch den Zeitpunkt, als du angefangen hast das ganze Training und natürlich auch die Ernährung umzugestalten und auf die spezifischen Trainingseinheiten auszurichten?
Simon:Ja, natürlich. Generell spielt im Leistungssport die Ernährung eine sehr große Rolle. Zum einen hatte ich den Wunsch leistungstechnisch besser zu werden, und zum anderen mich besser konzentrieren zu können, da ich das als Kind nicht sehr gut konnte. Damals hatte ich durch ADHS starke Konzentrationsschwierigkeiten. Als ich dann aufgrund des Trainings angefangen habe meine Ernährung umzustellen, habe ich recht schnell gemerkt, dass sich so auch meine Konzentrationsfähigkeit enorm verbessert und ich gleichzeitig meine Leistung steigere. Das war glaube ich so mit 16/17 Jahren. Vor ca. zwei oder drei Jahren wurde mein Fokus hier nochmal intensiver wegen dem spezifischen und hohen Trainingspensum. Ich trainiere teilweise 4/5 Stunden am Tag. Als ich dann im Sommer auf Dr. Dome traf und mit ihm nochmal das Thema Ernährung, Supplements und Leistung für mich anging, war das dann im Prinzip die letzte Stufe der Perfektion des ganzen Ernährungsthemas.
Johanna:Haben sich auf dieser letzten Stufe, wie du das so schön gesagt hast und seit der Kooperation mit uns dann nochmal positive Veränderungen bemerkbar gemacht? Zum Beispiel deine Energie, Leistungs- oder Konzentrationsfähigkeit?
Simon:Was sich auf jeden Fall für mich verändert hat ist, dass es das Ganze für mich viel leichter gemacht hat umzusetzen; speziell mich konstant gut zu ernähren. Früher war das Thema Ernährung für mich sehr kompliziert, aber seitdem ich auf das Wissen von Dr. Dome, Euch und dem Konzept des Food Designs zurückgreifen kann, ist es wirklich viel einfacher für mich geworden optimal versorgt zu sein. Besonders die Konzentration hat sich nochmal gesteigert. Ich kann mittlerweile total entspannt von 7 Uhr bis 11 Uhr in die Uni gehen, danach ausgiebig trainieren, nochmal lernen und dann den restlichen Tag weiter gestalten. Es gab mal eine Zeit in der ich dachte, dass ich nie studieren kann, da ich mich nicht länger als ein paar Stunden konzentrieren konnte...
Johanna:Abgesehen von deinem Studium, dem Leistungssport und natürlich den damit verbundenen Erwartungshaltungen: was ist für Dich ganz persönlich wichtig und wann kannst Du sagen, dass du zufrieden und glücklich bist?
Simon:Das was mich am Glücklichsten macht ist: wenn ich was tue, was authentisch ist, also wobei ich wirklich ich selbst bin, dazu stehen kann und womit ich dann auch nicht nur auf Kontra treffe. Das macht mich glücklich, in egal welchem Bereich. Mir persönlich ist es so wichtig immer ich selbst zu sein, da ich hiermit lange gekämpft habe. Unter anderem weil ich durch mein ADHS immer den falschen Glaubenssatz hatte nicht ich selbst sein zu können, da ich sonst Ärger bekomme. Der Prozess also, meine Energie in etwas Authentisches zu stecken und somit irgendwas zu erschaffen – egal ob sportlich, schulisch, im Umfeld etc. – das macht mich wirklich glücklich. Besonders wenn ich hierdurch auch andere positiv beeinflussen bzw. ihnen etwas geben kann. Mir ist auch immer bewusst, dass das nicht immer so war und ich sehe auch immer das Früher und den Vergleich mit dem Jetzt. Hier wird mir dann auch bewusst, was ich schon erreicht habe.
Johanna:Was ist dein One thing for optimal performance?
Simon:Ich versuche eigentlich immer bewusst das Beste aus einer Situation zu machen. Ich habe bestimmte Sätze, die ich zu mir selber sage und die ich auch egal in welcher Situation oder wie gestresst ich bin zu mir sagen kann. Egal wie oder wo kann ich mich damit selbst motivieren. Ich bin auch sehr analytisch und plane sehr viel. Das wichtigste ist alles zu geben, unabhängig von dem, was im Außen passiert.
Johanna:Du meinst also deine mentale Stärke...
Simon:Ja genau. Ich versuche den Ist-Zustand zu akzeptieren, egal was passiert ist und egal wo ich bin und dann das Bestmögliche heraus zu holen. Auch wenn etwas nicht klappt und falsch läuft; In diesen Momenten bin ich extrem leistungsfähig, da ich mir einfach sage: schlimmer kann es nicht mehr werden. Ein Beispiel hierzu ist das EM Finale vor zwei Jahren, als ich kurz vor dem Start merkte, dass ich mein Trikot im Hotel vergessen hatte und wusste, ohne das Trikot bin ich nicht zugelassen...meistens reagiere ich in den schlimmsten oder kompliziertesten Situationen mittlerweile am besten, das habe ich gelernt. (lacht) Seitdem habe ich auch keine Angst mehr vor irgendwelchen Situationen, da ich weiß, dass ich sie irgendwie meistere.
Johanna:(lacht) Das klingt nach einer wunderbaren Überlebensstrategie! Hast du denn auch eine Morgenroutine?
Simon:Ja klar! Mehrere sogar. Was ich definitiv immer mache ist, dass ich mit der linken Hand Zähne putze – das bringt dich schon ein bisschen groovy in den Tag. Ich mache jeden Morgen verschiedene Faszien-Dehnübungen und nehme mir anschließend ein paar Minuten für Meditation.